St. Marien-Kirche Barlt

Als Ortschaft ist Barlt (Barlet(t)e bedeutet wahrscheinlich „kahle“ oder „bewaldete Schutzwehr“) wohl in der Zeit der Urbarmachung der Moore nach 1000 entstanden. Der Überlieferung nach ließen sich die ersten Siedler am Barlter Kamp nieder. Erstmalig erwähnt wurde Barlt in einer Urkunde von 1140. Schon vor dem Bau der Kirche hat eine Kapelle am südlichen Ortseingang gestanden.

Gründungstag der Barlter Kirche ist der 29. Oktober 1428, das geht aus der erhaltenen Gründungsurkunde des Hamburger Dompropstes Otto von Hoya hervor. Schutzheilige ist die Gottesmutter Maria, die Schutzpatronin von ganz Dithmarschen. Das Siegel des Barlter Kirchspiels zeigt Maria mit dem Jesuskind auf der Mondsichel und trägt die Inschrift: „Dat Carspel tho Barlete“. Mit dem Bau der Kirche wurde Barlt zum selbständigen Kirchspiel. Der Dachstuhl aus Eichenholz wurde 1458 aufgesetzt und ist damit einer der ältesten Dachstühle Nordelbiens. Das Original des Stuckreliefs, welches Maria mit dem Kind darstellt, ist eine Marmorarbeit des Florentiners Antonio Rosselino (um 1470). Einen spätgotischen Abendmahlskelch stiftete der erste Barlter Pastor Johannes Fabri (um 1430) der Barlter Kirche.

Aus alten Kirchenrechnungsbüchern geht hervor, dass der freistehende hölzerne Glockenturm 1726 renoviert werden musste. Folglich ist er weitaus älter. Untersuchungen ergaben, dass der Baum für den Mittelständer um 1699 gefällt wurde.

Die Taufe (Knorpelschnitzwerk um 1660) zeigt den Heiland und die Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes. Im sechsten Feld ist die Prudentia (Lebensklugheit) dargestellt. Unterteilt werden die Felder von bauchigen, Karyatiden (tragende weibliche Figuren). Die Marienstatue, die an die „Schönen Madonnen“ des 15. Jahrhunderts anknüpft, hat der Marner Künstler Paul Heinrich Gnekow geschaffen nach der Maria im Lübecker Holstentor. Als Beschützerin der Barlter Kirche und „Patrona Dithmarsiae“ kommt Maria ein Ehrenplatz in der Kirche zu. Eine Besonderheit ist die Uhr von 1857, die der Friedrichstädter Uhrmachermeister Michael Lemke angefertigt hat. Sie ist mit einer Stundenglocke in dem kleinen Dachreiter verbunden, hat nur einen Stundenzeiger und muss jeden Tag aufgezogen werden.

Der Innenraum der Kirche, wie er sich heute darstellt, ist das Ergebnis der puristischen Renovierung von 1959, der die Gestaltung von 1843 im Wesentlichen zum Opfer fiel, und einer vorsichtigen Renovierung von 1985, die dem Gotteshaus wieder etwas Atmosphäre gab.

Im Altar von 1985 wurden zwei Bilder verwendet, die vor 1959 den alten Kanzelaltar geschmückt hatten, ein Bild der Kreuzigung von 1843 und eine Kopie des Abendmahlbildes von Leonardo da Vinci. Ein Kreuz aus Rumänien hängt seit Karfreitag 1996 in der Nähe des Altars. Das besondere an diesem Kreuz (um 1720) sind die verschiedenen Hälften des Gesichtes. Die eine Seite stellt den toten (Mensch), die andere den ruhenden (Gott) dar.

Interessant ist der Grabstein von Peter Schneck, der von 1565 bis 1580 Pastor in Barlt war. Er hat in Wittenberg noch bei Philipp Melanchthon studiert und war vorher Diaconus in Büsum. Der Stein gehört zu den wenigen Dithmarscher Pastorenbildern des 16. Jahrhunderts und ist das erste erhalten gebliebene Bildnis eines Barlters überhaupt.

Auf andere Weise ist Johann Caspar Wattenbach den Barltern in Erinnerung. Der Pastor war von 1692 bis 1703 Seelsorger in Barlt. Er war in mehrere Prozesse verwickelt und hatte einflussreiche Feinde, die ihm das Leben schwer machten. Jetzt soll sein Geist immer noch ruhelos im Pastorat umgehen.

Dorfstr. 48
25719 Barlt
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Text und Bilder: Jochen Bufe