St. Marien-Kirche Hemme

Die Marienkirche ist eine geweißte Backsteinkirche aus dem 14. Jahrhundert. Sie wurde in der Marsch zum Schutz vor Überflutungen auf einer hohen Wurt als sogenannte „Eigenkirche“ errichtet. „Eigenkirche“ deshalb, weil die ansässigen Bauerngeschlechter sie aus Privatmitteln finanzierten. Ihre Wappen sind heute noch am Altar, der Orgelempore und den Stuhlwangen zu sehen. Eine Besonderheit stellen die durchgehend mit halbhoher Wandvertäfelung verkleideten Kirchenwände aus der Zeit um 1650 mit 121 Darstellungen biblischer Geschichten dar.

Die Lage der Kirche am östlichen Rand des Kirchspiels dürfte damit zu erklären sein, dass ursprünglich die Ortschaften Bargen, Flehde und Groven am Kirchbau beteiligt waren, später aber absprangen und bei Lunden verblieben. Bei der neuen, der Maria gewidmeten Kirche, blieben dann nur die reinen Marschorte Hemme, Hemmerwurth und Zennhusen. Nach seiner Eindeichung im Jahre 1800 kam noch der Karolinenkoog dazu.

Die Hemmer Taufe ist ein Sandsteinwerk mit Alabasterreliefs, das Henning Claußen aus Neuenkirchen 1630 schuf. Kniende Putten tragen den sechsseitigen Aufbau. Das Epitaph Craißbach von 1635 im Stil des frühen Knorpelbarocks, geschnitzt von Claus Heim aus Lunden, ist eine Besonderheit. Johann Craißbach war der Enkel eines westfälischen Mönchs. Der war dazu aufgestachelt worden, nach Wittenberg zu gehen und Luther zu töten. Stattdessen wurde er aber Luthers Schüler und später Pastor in Neuenkirchen. Ein anderes Epitaph erinnert an Pastor Spreeth, der hier ab 1692 Pastor war und 1706 mit 44 Jahren starb. Er wurde unter dem Altar begraben.

Die Kirche hat eine beeindruckende Raumwirkung. Die reiche Innenausstattung stammt fast geschlossen aus dem 17. Jahrhundert. Vom Chorraum ist das Kirchenschiff durch einen breiten, flachen Chorbogen abgesetzt, wo das Triumphkreuz von 1697 mit den dazugehörigen Standfiguren der Maria und des Johannes und den Stifterwappen den Blick auf sich zieht. Der figurenreiche Schnitzaltar im Stil der Spätrenaissance stammt von 1622. Durch einige „barocke“ Zusätze hat man ihn 1634 „modernisiert“. Der neunteilige Orgelprospekt von 1844/45 lässt noch barocke Vorbilder erkennen.

In Hemme war Gustav Frenssen von 1892 bis 1902 Pastor. Der Dithmarscher aus Barlt wurde später einer der damals bekanntesten deutschen Schriftsteller, dessen 1901 erschienener Roman „Jörn Uhl“ anfangs mehr gekauft wurde als der zeitgleich erschienene Roman „Buddenbrooks“ von Thomas Mann. Seine spätere Nähe zur Ideologie des Nationalsozialismus machte Frenssen zu einer der äußerst problematischen Gestalten der deutschen Literaturgeschichte.

Der Friedhof, in dessen Mitte die Kirche steht, ist nicht nur ein Ort des Abschieds. Davon zeugen die Tauf- und Hochzeitsbäume auf der Anlage.
Text: Jochen Bufe

Dorfstr. 11
25774 Hemme
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