St. Andreas-Kirche Weddingstedt

Weddingstedt ist eins der Urkirchspiele. Die Kirchspiele Wesselburen, Wöhrden, Hemmingstedt und Nordhastedt wurden von ihm später abgetrennt. Nach 1500 gehörten zu Weddingstedt auch die Bauerschaften Ostrohe, Weddinghusen, Wesseln, Borgholz und Stelle-Wittenwurth.

Die in Feldsteinmauerwerk errichtete Kirche, die nach dem Jünger Andreas benannt wurde, der als Märtyrer an einem X-förmigen Kreuz starb, stammt weitgehend aus dem 12. Jahrhundert. Reste eines romanischen Mauerwerks sind an der Südseite erkennbar. Der Grundbestand des Dachgestühls, nicht nur einzelne Balken, ist nach einem dendrologischen Gutachten aus dem Jahre 1559.

Der alte Rundturm-Stumpf soll laut Neocorus als „Landesgefängnis“ in der Regentenzeit von 1447 (1. Dithmarscher Landrecht) bis 1559 von den Dithmarschern genutzt worden sein, um ihre Staatsgefangenen bis zur Lösegeldzahlung aufzubewahren. Es war aber auch ein Archivraum. 1559 brannte bei der Letzten Fehde die Kirche und eine Reihe von Häusern ab. Dabei wurden auch die Kirchenschätze und die Dithmarscher Landeschronik im Kirchturm ein Raub der Flammen. Mit Ausnahme der Turmruine baute man im 16. Jahrhundert das Gotteshaus wieder auf.

1616 wurde der neben der Kirche stehende hölzerne Glockenturm errichtet. Von ihm ruft unter anderem die älteste Glocke Dithmarschens aus dem ausgehenden 13. Jahrhundert zum Gottesdienst.

Eine besondere Geschichte rankt sich um eine der Glocken. 1942 wurde die Lukas-Glocke (von 1606) eingezogen. Sie sollte für Kriegszwecke eingeschmolzen werden, aber so weit kam es glücklicherweise nicht. Über einige Irrwege gelangte sie auf den Altonaer Glockenfriedhof. Hier wurde sie von Pastor Würtz wiedergefunden und heim nach Weddingstedt gebracht. 1947 sollte sie im Rahmen eines Festgottesdienstes als „Heimkehrerglocke“ ihren Platz im Glockenstapel wieder einnehmen. Weil dies aus technischen Gründen nicht ging, steht sie seitdem im Altarraum.

Bei den Renovierungsarbeiten 1962 wurde nicht nur die Empore entfernt. Aus dem mittelalterlichen Chorgestühl wurden auch 12 in Holz gearbeitete kleine nackte Engel herausgebrochen. Die Engelchen würden die Konfirmanden zu unkeuschen Gedanken verführen, war die Begründung. Anschließend sollen die Himmelsboten sogar verbrannt worden sein. Die verschwunden Engel sollen durch ihre „lebensnahe Bemalung“ besonders ins Auge gefallen sein. Bei der 850-Jahrfeier 1990 waren Nachbildungen der verschwunden Engel wieder an ihrem Platz. Das Denkmalschutzamt hatte dafür gesorgt, dass diese nackte Gesellschaft für teures Geld nachgeschnitzt und wieder angebracht wurde. (Text: Jochen Bufe)

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