St. Laurentiuskirche Süderhastedt

Süderhastedt St. Laurentius-KircheZum ersten Mal erwähnt werden „Herstede“ und die Kirche in einer Urkunde des Erzbischofs Adalbero 1140. Damit gehört Süderhastedt zu den Urkirchspielen Dithmarschens, mit denen sich das Land vor 1140, vermutlich sogar vor 1070, in Unterbezirke teilte. Die heutige Feldsteinkirche stammt aus dem 12. Jahrhundert und erhielt im 17. Jahrhundert einen kreuzarmförmigen Anbau, die „Kreuzkirche“, aus Ziegelmauerwerk. Das Gotteshaus ist nach Laurentius benannt, einem der sieben Diakone der Christengemeinde in Rom, der im Zuge der Christenverfolgung 258 als Märtyrer starb.

Zum ältesten Teil der Kirche gehören die Mauern des Altarraums. Man erkennt es an den romanischen Rundbögen der Fenster. Vom altem Inventar ist noch ein gotisches Kruzifix vorhanden (vermutlich um 1300). Der Flügelaltar ist ein spätgotisches Schnitzwerk aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Vor dem Altar stehend blickt man in den kreuzarmförmigen Anbau.

Das Triumphkreuz aus der Zeit um 1500 fand man vor der Innenrenovierung 1908/09 verstümmelt auf dem Kirchenboden. 1981 wurde es restauriert und hängt jetzt neben dem Eingang an der nördlichen Längsseite.

Das große barocke Epitaph aus dem Anfang des 18. Jahrhunderts erinnert an Pastor Johannes Sommer, der hier von 1657 bis 1704 amtierte. Die Malereien auf Holz zeigen ihn mit seiner Familie, den auferstandenen Christus sowie christliche Symbole und Sprüche.

Die Orgel wurde 1859 vom Orgelbauer Marcussen aus Apenrade gebaut und kostete 1.300 Reichstaler. Bevor die Orgel angeschafft wurde, hatte der Süderhastedter Lehrer mit seinen Schülern den Gesang angeführt. Lehrer Bahr schrieb nach der Einführung der Orgel: „In der Kirche klagt man auch sogar, dass seit der Zeit als man Orgeln einführte, den Gesang zu leiten, die Kirchgänger viel leiser singen, wenn nicht sogar ganz schweigen.“ Als die Orgel eingebaut werden sollte, musste erst der dazu nötige Boden gebaut werden. Die sogenannte „Hangelkammer“ entstand. Da die Kirche bis hinten voll mit Sitzplätzen war, mussten für die Treppe zwei Kirchenstühle entfernt werden (B. J. Frahm und E. Nagel). Für den Rückkauf dieser Stühle zahlte die Kirche 58 Reichstaler und 64 Schillinge. (Die Bauerhaltung von Kirchen wurde früher teilweise durch den Verkauf von Kirchenstühlen finanziert.)

Heinrich Laackmann (1899 bis 1917) war der erste Pastor, der ausführlich die Kirchenchronik führte und auch kleine menschliche Unzulänglichkeiten beschrieb. So erzählt er von seinem Vorgänger Pastor Wendt (1872-1890): „Er war ein Mann von hervorragender Gelehrsamkeit, aber im praktischen Leben unglaublich unbeholfen und beschränkt. So fuhr er einmal zu einer Taufe nach Großenrade. Weil starker Westwind wehte und es dabei regnete, wurde ihm dringend geraten, den Schirm fest über der Schulter zu halten, damit sein Rücken von hinten geschützt sei. Bei der Heimfahrt hielt er wieder den Schirm über die Schulter, obwohl ihm Wind und Regen ins Gesicht bliesen.“

Die Füße des Kerzenständers sind alte Glockenklöppel vom Kirchendachboden. Das Gitter erinnert an ein Fischernetz, das ganze an den Lebensbaum im Paradies, die 24 Kerzen symbolisieren die zwölf Stämme Israels und die zwölf Apostel. So drückt der Leuchter seit seiner Einweihung am Ostersonntag 2006 die Auferstehungshoffung aus.

Am Eingang zum Kirchengelände hängt an einem eingesetzten Baumstamm ein vielfach erneuertes Halseisen. An einer Linde wurden hier in früheren Zeiten, als das Kirchspiel noch eigene Gerichtsbarkeit hatte, Übeltäter an den „Pranger“, also zur Schau, gestellt. Da mussten sie stehen, bis der Büttel das Halseisen wieder öffnete.

Am Aufgang zur Kirche ist ein Gedenkstein aufgestellt, der an Pastor Ewald Dittmann erinnert. Pastor Dittmann war auf Betreiben der Nazis verhaftet und ins „Arbeitserziehungslager Nordmark“ gebracht worden. Dort wurde er im April 1945 erschossen.
Text: Jochen Bufe

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